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„Beckenboden-Training bei Vaginismus: Der erste Schritt zu mehr Leichtigkeit?“

von Christina Hopf, zertifizierte Beckenbodenkursleiterin und Yogalehrerin (Stand: Dezember 2024)

Über Christina Hopf:​

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zertifizierte Beckenbodenkursleiterin und Yogalehrerin

 

Der Beckenboden war jahrelang ihr Leidensthema und daher gründete sie vor 5 Jahren die Selbsthilfegruppe für Vaginismus-Betroffene in Wien.

Daraus entwickelte sich ihre Leidenschaft für den Beckenboden und seitdem liebt sie es ihr Beckenboden-Wissen zu unterrichten und ihn praktisch erfahrbar zu machen.

 

Kontakt: office@im-gefuehl.at

Website: www.im-gefuehl.at 

Instagram: @im.gefuehl​

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Eine wichtige Behandlungskomponente, während meiner Vaginismus-Reise, war für mich persönlich das Beckenboden-Training. Ziel dieses Trainings war das bewusste Ansteuern meiner Beckenbodenmuskulatur.

Bis zu diesem Zeitpunkt (ich war damals 24 Jahre alt) hatte ich mich ehrlich gesagt noch nie mit dem Thema Beckenboden auseinandergesetzt.

Mein erster wichtiger Schritt war daher mal herauszufinden, wo sich der Beckenboden überhaupt in meinem Körper befindet. Ich hatte nur diese vage Vermutung: „Irgendwo tief versteckt in meinem Körper?“
Und der zweite wichtige Schritt war, wie kann ich den Beckenboden überhaupt selbst ansteuern? Ich stellte mir die Frage: „Wie sollte das bloß funktionieren, wenn ich diese Muskulatur nicht sehen kann?“

Mein Sexual-Therapeut erklärte mir im Rahmen der Therapie-Einheiten das Ansteuern der Beckenboden-Muskulatur und ich praktizierte dann im eigenen Zuhause die jeweiligen Übungen. So erlangte ich, vor allem in Verbindung mit meiner Atmung, immer mehr den Zugriff auf meine Beckenbodenmuskulatur.
Das Beckenboden-Training diente mir als Basis für das Dilatoren-Training und auch für das Erlernen, Tampons und gynäkologische Untersuchungs-Instrumente einführen zu können.

Nachdem ich im Alter von 29 Jahren den Vaginismus „lösen“ konnte, besuchte ich ein paar Jahre später einen mehrwöchigen Beckenboden-Kurs. Die umfassende Theorie über den Beckenboden und die große Übungsvielfalt unterstützte mich dabei, meinen Beckenboden noch einmal ganz neu kennenzulernen.

Ich erkannte dadurch aber auch, dass die Beckenboden-Erklärungen von meinem Sexual- Therapeuten rückblickend etwas „mäßig“ waren.
Hätte mich ein ausführlicheres Beckenboden-Training während meiner Vaginismusreise besser unterstützt? Ich würde mit meinem heutigen Wissensstand diese Frage auf jeden Fall mit einem „Ja“ beantworten.

Diese Erkenntnisse waren mein persönlicher Startschuss, sodass ich selbst anderen Personen den Beckenboden näher bringen wollte.

Im Rahmen meiner Beckenboden-Kursleiter-Ausbildung und vielen Weiterbildungen, durfte ich mir ganz umfassendes Beckenboden-Wissen aneignen und somit wuchs meine absolute Leidenschaft „des Beckenbodens“ immer mehr!

Mittlerweile unterrichte ich nun seit 3 Jahren mein Beckenboden-Wissen im Rahmen von Kursen, Workshops und auch in Einzelsettings.
Personen, die anfangs keine Verbindung zu ihrem Beckenboden hatten, konnten in ihrem eigenen Tempo diese erlernen und den Beckenboden auf eine ganz neue Art und Weise für sich entdecken.

Jedoch hält sich die folgende Aussage immer wieder sehr hartnäckig:
„Personen mit Vaginismus sollten auf keinen Fall Beckenboden-Training machen.“

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Was könnten die Gründe für diese Aussage sein? – hierzu habe ich folgende Vermutungen:

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  • Beckenboden-Training wird oftmals missverstanden – als eine ausschließliche Kräftigung des Beckenbodens. Doch das Ziel eines Beckenboden-Trainings sollte immer ein kräftiger UND auch ein flexibler/entspannter Beckenboden sein. Ein ganzheitliches Beckenboden- Training beinhaltet daher immer Entspannung.

  • Beckenboden-Training beinhaltet auch „Anspannungs-Komponenten“ - hier entsteht vielleicht der Gedanke, dass das für einen bereits verspannten Beckenboden kontraproduktiv sein könnte? Um den Begriff „Entspannung“ greifen zu können, brauchen wir aber auch den Gegensatz, die „Anspannung“. Es kann hilfreich sein in einen höheren Anspannungs- zustand zu gehen und von hier aus zu entspannen, um diesen Unterschied mal kennen- zulernen und auch wahrnehmen zu können.

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Ein Beckenboden-Training umfasst also so viel mehr als ausschließlich Kräftigung.

Und bei Vaginismus liegt hier der Schwerpunkt im Training verstärkt auf der Entspannung.

Da der Beckenboden mit sehr vielen Bereichen im Körper und auch der Psyche zusammenhängt, macht es generell Sinn, ein ganzheitliches Training durchzuführen.

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Ein ganzheitliches Beckenboden-Training sollte meiner Meinung nach die folgenden Komponenten umfassen:

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  • Wertvolles Wissen zum Thema Beckenboden, wie z.B.: wo befindet sich überhaupt der Beckenboden im Körper, wie schaut die Beckenbodenmuskulatur aus und wie hängen Zwerchfell und Beckenboden eigentlich zusammen, und noch vieles mehr

  • Becken-Bewegung (Mobilisation) und sanfte Wahrnehmungsübungen der Beckenbodenmuskulatur

  • Sanfte Anspannungs- und Entspannungsübungen des Beckenbodens

  • Atem- und Entspannungstechniken

  • Entlastungsübungen für den Beckenboden

  • Massagetechniken für den Beckenboden, die Reflexzonen und die Füße (ja auch diese hängen mit dem Beckenboden zusammen)Kräftigen und Dehnen der umliegenden Muskulatur

  • Üben einer aufrechte Körperhaltung, welche auch großen Einfluss auf den Beckenboden hat

  • Offener Austausch mit einer Beckenbodenexpertin: für eine „sichere“ und korrekte Übungsausführung.
     

Alle genannten Komponenten des Beckenboden-Trainings wirken unterstützend dabei, den Beckenboden besser zu verstehen und eine Verbindung zum eigenem Körper und dem Beckenboden aufzubauen.
Die im Beckenboden-Training erlernten Techniken können einem dabei helfen, Entspannung längerfristig zu integrieren und in Anspannungs-Situationen Tools an der Hand zu haben, um auf den Beckenboden entspannend einzuwirken.

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Daher definitiv ein JA - Beckenboden-Training kann bei Vaginismus der erste Schritt zu mehr Leichtigkeit sein :)

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